Alle Lampen an! - Predigt am Ewigkeits-Sonntag von Pastor Matthias Altevogt

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# Neuigkeiten

Alle Lampen an! - Predigt am Ewigkeits-Sonntag von Pastor Matthias Altevogt

Liebe Gemeinde, eine Hochzeit im alten Israel war eine große Sache. Sie wurde viele Tage lang gefeiert. Ein Höhepunkt: Die Heimholung der Braut:  Der Bräutigam holt seine Braut in deren Elternhaus ab, um sie in einem feierlichen Zug mit allen Gästen in das ihr neues Zuhause zu bringen.

Der Bräutigam kam immer spät: Denn Familie der Braut hatte die Aufgabe, ihn immer wieder aufzuhalten auf dem Weg. Es ihm schwer machen, seine Braut zu holen. Nur durch Verhandlungen und kleine Geschenke ließen sie sich bewegen ihn in kleinen Schritten weiter gehen zu lassen.

Der Brautpreis war zwar verhandelt und längst bezahlt, die Entschädigung an die Familie der Braut. Die gab ja ihre Tochter und Arbeitskraft an die andere Familie ab. Auf dem Weg wollte man noch etwas mehr herausholen und es dem Bräutigam schwer machen. Ein Spiel, ein Ritual, aber so lief es.

Die Brautjungfern wussten, es kann spät werden bis der Bräutigam ankommt. Sie haben eine wichtige Aufgabe: Das Paar begleiten mit brennenden Fackeln  auf dem Weg ins neue Zuhause. Da darf natürlich nichts schiefgehen. Wer als Brautjungfer ausgewählt, muss sich gut vorbereiten. Auf Kleider, Frisur und Make-up kommt es an, aber auch auf die Fackeln, mit Stoff umwickelte Ruten-Bündel, die immer wieder in Öl als Brennstoff getaucht werden. Wenn ihnen unterwegs im Dunkeln die Fackeln ausgehen, das wäre eine Blamage für die Braut und ihre Familie. Darüber würde man im Dorf ein Leben lang reden: Bei ihrer Hochzeit ist den Brautjungfern das Öl ausgegangen. Mit ausgebrannten Fackeln mussten sie durchs das dunkle Dorf ziehen. Peinlich!

 

Deshalb konnten die klugen Jungfern nicht teilen. Dann wären allen auf halbem Weg die Lichter ausgegangen und die Hochzeit wäre verdorben gewesen. Sie hatten genug Öl für den ganzen Weg, sie haben das Fest gerettet.

Die zum Kaufmann laufen müssen, verpassen den Höhepunkt, der feierlichen Umzug findet ohne sie statt. Bei der Feier sind sie dann nicht mehr willkommen. Wer sich so schludrig vorbereitet, nimmt das Fest nicht ernst. Fast hätten sie es verdorben. Da brauchen sie auch nicht mitfeiern.

    Die Menschen, an die wir heute denken, haben Feste gefeiert und wir mit ihnen. Sie waren einst Kinder und haben Geburtstag gefeiert, behütet und geliebt. Und auch verängstigt in Bunkern, beim Lärm der Geschütze und Bombeneinschläge. Auf der Flucht, in Scheunen und Lagern.

Sie haben sich verliebt und Hochzeit gefeiert, Familien gegründet. Geburtstage gefeiert und Silberhochzeit, Goldene Hochzeit womöglich.

Den letzten Geburtstag haben manche noch einmal gefeiert mit allen Kindern und Enkeln und haben es genossen.

Oma hat die Hochzeit der Enkelin noch mitgefeiert, darauf hat sie hingelebt. Aber für manche war es anders: Opa hat die Hochzeit nicht mehr erlebt, die er so gern gefeiert hätte. Einer hatte als junger Mann einen schweren Unfall und war seitdem gelähmt. Er konnte seine Hochzeit nie feiern. Es gab auch die verdorbenen Feste. Die Hochzeit, die die Eltern nicht gewollt haben und das Paar auch spüren ließen. Die Weihnachten, die mit Türen schlagen und Tränen endeten. Die große Enttäuschung, weil einer nicht kam. Die Enttäuschung über ein liebloses Geschenk. Nun kommt Weihnachten, das erste ohne sie, ohne ihn. Manchmal ist das kaum zu ertragen. Da muss man durch.   

  Bei einem Fest kann viel schiefgehen. Es braucht Sorgfalt und Liebe, damit es gelingt. Das Leben auch. Die Geschichte die Jesus hier erzählt ist eine Frage an die Lebenden. Wie lebst du dein Leben? Einmal ist der Tag zu Ende,  dann wird es Nacht. Dann ist die Türe zu.  

Die Brautjungfern hatten eine Aufgabe: Fackeln anzünden und das Paar begleiten. Als Gott dich schuf hat er dir Begabungen geben. Hat dich an einen bestimmten Ort gesetzt, in eine Familie, hat dir Menschen anvertraut. Und heute wirst du gefragt:  

Hast du Deine Begabungen ausgebildet, geübt und eingesetzt? Die Menschen begleitet, die Gott dir anvertraut hat? Hast Du deine Lebensaufgaben erkannt und ergriffen? Wofür brennst Du?   

Die Frage geht an uns als Menschen, als Christen, als Bürger: Welche Fackel sollen wir hochhalten, welches Feuer hüten in dunklen Zeiten? Die Fackel des Glaubens, der Liebe. Der Hoffnung. Und für wen bist du ein Licht, ein Begleiter?

  Hast du auch an das Öl gedacht? Eine Flamme braucht Nahrung. Ein Mensch braucht Pausen. Ein Mensch braucht Freude. Feierst du die Feste, wie sie fallen? Mit Pauken und Trompeten?  Oder sagst du: Nächstes Jahr, vielleicht, irgendwann einmal? Es gibt ein zu spät. Keiner weiß, wann für ihn die Sonne untergeht.

Gut, wenn man am Abend genug Öl in der Lampe hat: Wenn man sagen kann: Es war nicht alles gut, oft war es schwer. Aber ich habe gelebt. Ich habe Aufgaben erfüllt. Ich Freude gehabt. Ich habe geliebt.   

Einmal kommt der Bräutigam Christus. Holt uns in das neue Zuhause. Zum Fest ohne Ende, zum Tag ohne Abend. Führt uns in die Stadt ohne Leid. Wo Gott bei den Menschen wohnt und alle Tränen abwischt.

Bist du bereit? Hast du vorgesorgt für die Stunde, wenn es dunkel wird? Haben deine Lieben die Vollmachten, zu sorgen, wenn du es nicht mehr kannst? Etwas schriftliches für die Ärzte, wenn sie schwere Entscheidungen für dich treffen müssen.

Wird sich jemand um die Beerdigung kümmern? Wenn es keine Kinder gibt, die sich kümmern, kann man es festlegen und beauftragen. Oder überlässt du es dem Zufall und dem Ordnungs-Amt. Asche zu Asche, nach mir die Sintflut? Bedenke: Es gibt Menschen, die wollen dir das letzte Geleit geben. Auch der Abschied will gefeiert werden.       

Einmal kommt der Bräutigam Christus und holt einen Menschen zu sich. Holt ihn heim zum Fest ohne Ende, zu Tag ohne Abend, führt ihn die Stadt ohne Leid. Wo Gott bei den Menschen wohnt und ihre Tränen abwischt.

  Wir stehen draußen vor der Türe und frieren. Unsere Fackel ist verloschen. Das alte Leben ist aus. Darauf kann man sich nicht vorbereiten. Dann gehen die Lichter aus. Es braucht lange, bis sich die Lampe wieder aufhellt. Den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. Jesaja.   

Die Türe, durch die der liebe Mensch gegangen ist, ist für uns verschlossen. Wir legen nur das Ohr an die Türe und lauschen. Auf der anderen Seite ist ein Festsaal. Da ist Musik. Leichtigkeit, Freude. Da ist der Bräutigam, Christus.  

Manchmal geht ein Fenster auf. Wenn wir das Abendmahl stehen wir mit den Engeln und den Lieben, die uns voraus gegangen sind vor Gottes Thron und singen: Sanctus, sanctus, sanctus. Heilig ist Gott, der Herr!

Christus steht neben uns ganz unten im Tal der Tränen. Füllt unsere Lampe auf mit Freuden-Öl. Ein wenig. Damit geht es auf den Weg durch die Woche. Es ist wenig. Aber es wird reichen. Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.   

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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