Wann ist die Zeit erfüllt? Predigt in der Christvesper von Pastor Matthias Altevogt

Wann ist die Zeit erfüllt? Predigt in der Christvesper von Pastor Matthias Altevogt

Wann ist die Zeit erfüllt? Predigt in der Christvesper von Pastor Matthias Altevogt

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Wann ist die Zeit erfüllt? Predigt in der Christvesper von Pastor Matthias Altevogt

 I Wann ist die Zeit erfüllt?

Liebe Gemeinde, als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn. Wann ist die Zeit erfüllt? Wenn das 24. Törchen geöffnet wird im Adventskalender. Wenn das Glöckchen klingelt und die Türe zum Weihnachtszimmer aufgeht. Wenn sich der Zimbelstern sich dreht zum "O du fröhliche". Dann ist die Zeit erfüllt.

Wenn nach vielen Monaten Schwangerschaft die Wehen einsetzen, wenn das Köpfchen herausschaut, wenn das Neugeborene auf dem Bauch der Mutter liegt, dann ist die Zeit erfüllt. Wenn du dein Abschlusszeugnis bekommst, den Führerschein. Wenn du einen Mietvertrag unterschreibst, den ersten Arbeitsvertrag. Dann bist du erwachsen, dann ist die Zeit erfüllt.

Wenn du am Grab der Eltern stehst und bist nun in der ersten Reihe. Wenn das Testament eröffnet wird, dann ist die Zeit erfüllt. Dann bist du in der Verantwortung. Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn. 


II Ein Sklave bin ich

Für Knechte ist die Zeit nie erfüllt. Sie haben keinen Feierabend. Müssen immer bereit stehen, immer unter Druck, in Angst vor Strafe und Willkür. Kein Recht auf Pause, kein Kündigungsschutz, kein Tariflohn. Für Sklaven ist die Zeit erfüllt, wenn sie in die Freiheit entlassen werden.

Es gibt auch andere Knechtschaft. Sklave der eigenen Ansprüche. Sich keine Ruhe gönnen, keinen Schlaf finden. Nie ist es gut genug und niemals fertig. Während man das eine tut, denkt man an das andere, das liegenbleibt. Nur man selbst ist fertig, erschöpft. Sklave bin ich meiner Sorgen und Befürchtungen. Sklave der schlechten Nachrichten. Sie beherrschen die Schlagzeilen und halten meinen Kopf besetzt; nichts anderes hat Luft.   

Sklave bin ich vor Gott. Gott der Herr, der strengen Richter, der alles sieht und viel verlangt. Ihm bin ich nie genug. "Ich bin heilig und ihr sollt auch heilig sein!" Kleine Sünden bestraft er sofort und die großen - du wirst schon sehen! O Gott. Ich glaube nicht an ihn. Der wahre Gott ist anders. Aber manches steckt drin seit Generationen, aus Jahrhunderten, das lässt sich nicht so leicht abschütteln. Vielleicht sollte ich mich mehr schütteln, wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt. Einfach mal was abschütteln. Die Knechtschaft.

 

III Kind bin ich

Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, auf dass er die, die unter dem Gesetz waren loskaufte, damit wir die Kindschaft empfingen. Gott will kein Herr über Sklaven sein. Er ist ein Vater, der seine Kinder bemuttert. Ich muss kein Knecht sein, das kann ich abschütteln. Denn Jesus ist mein Bruder. Mein kleiner Bruder in der Krippe, Baby Jesus. Jetzt sind wir großer Bruder, große Schwester. Die Zeit ist erfüllt. Etwas Neues beginnt.

Eltern sind nicht vollkommen. Manches geben sie uns und manches vermissen wir schmerzlich an ihnen. Als unsere Mütter in anderen Umständen waren, waren die Umstände waren nicht immer einfach. Aber wir haben einen Vater im Himmel, der uns bemuttert. Bei ihm darf ich Kind sein. Bei ihm ist mein "safe space". Mutterbauch, Stall von Bethlehem.

An Weihnachten dürfen wir Kind sein, Gottes Kind. Staunen über unser kleines Brüderchen in der Krippe. Spielen mit Krippenfiguren und bunten Kugeln. Ruhe finden und Schlaf mit Wiegenliedern. Josef, lieber Josef mein. Chrismas Lullaby.

Erfüllte Zeit. Gott schenkt sie mir. Bei ihm bin ich nicht am Ende. Sondern am Ziel. Mit seinem Geist im Herzen sage ich: Danke, Papa. Abba lieber Vater. Danke liebe Mutter im Himmel. So einfach ist Weihnachten. Kinderleicht.  

 

IV ... und Erbe!

Wenn im Kreissaal das Köpfchen herausschaut, wenn das Neugeborene auf dem Bauch der Mutter liegt, dann wissen die Eltern: Jetzt bin ich endgültig erwachsen, jetzt gilt´s. Jetzt hast du Verantwortung für ein Kind, die kannst du nicht abgeben, abschütteln, weglaufen, jetzt bist du dran. Du musst, du darfst, du kannst! Gott schenkt ihnen ein Kind, vertraut es den Eltern an, traut es ihnen zu, legt es ihnen in die Arme.

Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau. So kommt Gott zur Welt. Durch den Geburtskanal. Eng ist es, wenig Luft anstrengend. Eine schwere Geburt womöglich, die erste für Maria. Das nimmt Gott auf sich. Er macht sich ganz klein, um uns groß zu machen. Große Schwester, großer Bruder. So bist du nicht mehr Knecht, sondern Kind. Wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott.

Gott könnte auch anders zur Welt kommen. Vom Himmel anrauschen wie ein Superheld mit Superkräften. Wie man sich Weltretter eben vorstellt. Aber er macht es so: Wird als Kind geboren. Ein Neugeborenes kann nichts. Hilflos, völlig angewiesen, vertraut es sich den Menschen an, die es empfangen. Gott legt sich selbst in die Hände der Menschen. Er vertraut sich ihnen an. So bist du nicht mehr Knecht, sondern Kind. Wenn aber Kind, dann auch Erbe. Jetzt gilt´s. Jetzt sind wir in der Verantwortung. Die kannst du nicht abgeben, abschütteln, weglaufen, jetzt bist du dran. An Weihnachten werden wir erwachsen. Von Gott adoptiert und volljährig in einem Augenblick. Eingesetzt als Erben seiner Schöpfung.

 

Das wird eine schwere Geburt. Abschütteln, was uns knechtet. Vor allem die Sorge und den Druck der schlechten Nachrichten. Verantwortung übernehmen. Nicht alles denen da oben überlassen und dem Superhelden-Gott. Die Welt ist noch zu retten. Gott vertraut uns. Legt uns die Welt in die Arme.

 

In jedem Kind kommt Gott zur Welt und schaut uns an. Die Kinder sind nicht gut dran. In den Kindergärten fehlt Personal. In den Schulen mit großen Klassen können die Lehrer den schwächeren nicht geben, was sie brauchen, um den Anschluss zu bekommen.

In trostlosen Flüchtlingsunterkünften warten sie jahrelang auf einen gesicherten Aufenthaltsstatus, werden zermürbt vom Warten, vom Kampf mit Behörden und Gerichten.

Die Eltern leben oft selbst nicht in guten Umständen: Arm , traumatisiert, schlecht bezahlt, unmögliche Arbeitszeiten. Können die deutsche Sprache schlecht. Diese Kinder brauchen Josefs und Marias, die sie annehmen wie die Jungfrau das Kind. Sie brauchen Lehrerinnen, Nachbarn, Ersatzopas. Sei ein Josef, sie eine Maria.

 

V Wenn die Zeit erfüllt ist

Wenn die Zeit erfüllt ist, singen und spielen wir selbstvergessen vor Gott. Feiern seine Geburt an der Krippe. Wenn die Zeit erfüllt ist, schütteln wir die Knechtschaft ab und werden erwachsen. Übernehmen Verantwortung, adoptieren Gott. So sind wir nun nicht mehr Knechte, sondern Kinder. Wenn aber Kinder, dann auch Erben durch Gott. Frohe Weihnachten! Amen.

 

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