
10/08/2025 0 Kommentare
Der Traum vom Frieden bleibt wahr - Predigt zu Jesaja 2,1-5 von Pastor Matthias Altevogt am 10. August
Der Traum vom Frieden bleibt wahr - Predigt zu Jesaja 2,1-5 von Pastor Matthias Altevogt am 10. August
# Neuigkeiten

Der Traum vom Frieden bleibt wahr - Predigt zu Jesaja 2,1-5 von Pastor Matthias Altevogt am 10. August
I Hohe Berge - Gipfelblicke
Liebe Gemeinde, ein Freund von mir wird bald zum Urlaub in die Schweiz fahren. Wandern im Berner Oberland. Es sei unglaublich beeindruckend sagt er, der Blick auf die Berge: Erhaben, riesig, schneebedeckt, über 4.000 Meter hoch. Ihre Namen sind: Eiger, Mönch und Jungfrau. Hinaufsteigen wird er nicht, das ist nur etwas für Bergsteiger. Aber allein der Anblick ist großartig, da wird man still und ehrfürchtig.
Im vorigen Jahr hat ein junges Paar aus der Gemeinde geheiratet. Sie wohnen in Bad Salzuflen in der Nähe einer großen Straßenkreuzung, die lange umgebaut wurde. Auf dem Weg zur Autobahn fährt man darüber. Vorher war es ein Kreisverkehr, jetzt führt ein Brücke über die Straße und es gibt Abfahrten wie bei einem Autobahnkreuz.
Als dort Baustelle war, war da ein Hügel aus Erde, von den Baggern zusammen geschoben, etwa 10 Meter hoch. Im Winter lag einmal einen Tag lang Schnee. Da ist das Pärchen mit dem Schlitten auf diesen Hügel gestiegen. Dort oben hat er ihr einen Heiratsantrag gemacht. Und sie hat Ja gesagt. Der Schnee ist längst geschmolzen und den Hügel gibt es nicht mehr. Aber für die zwei wird es immer der höchste Berg sein.
Für Kinder ist der Berg vom Lemgoer Wald das größte. Man kann zu den Försterteichen, zu den Wildschweinen, zum Windelstein. Es gibt Feuerstellen zum Grillen und Schutzhütten zum Picknicken. Ein großes Abenteuer. Älteren reicht die Bank im Staffpark, der friedliche Blick über Wiesen, Kunstwerke und die Stadt mit den Kirchtürmen - großartig. Der Höhepunkt des Tages. Höher geht nicht, muss auch nicht.
Der Zion ist ein Berg in Jerusalem. Der Tempel ist darauf gebaut. Ringsum hat man Erde angeschüttet, damit die Fläche größer ist. Er liegt nur 750 Meter über dem Meeresspiegel - ein Hügel. Auf der Ostseite ist die Altstadt zu Ende. Es geht steil runter ins Tal und auf der anderen Seite gleich wieder hoch, das ist der Ölberg. Gräber gibt es da, 3.000 Jahre alt, der älteste noch Friedhof der Welt, auf dem heute noch Begräbnisse stattfinden. Der Garten Gethsemane liegt am Ölberg, wo Jesus in der Nacht seiner Verhaftung gebetet. Von dort hat man den ikonischen Blick auf Jerusalem, mit der goldenen Kuppel der Moschee auf dem Zion. Es ist ein Blick leicht von oben. Schon der Ölberg ist höher als der Zion.
II Gipfeltreffen in Jerusalem
Aber der Prophet Jesaja hat ein Vision. Einen Traum im Wachen, den Gott vor sein inneres Auge gespielt hat. Darin wird der Zion immer höher und erhabener, bis er der größte Berg der Welt ist. Es ist der bedeutendste Berg der Welt, weil hier Gott wohnt. Weil von hier seine Gebote, seine Visionen in die Welt hinausgehen.
Jesaja träumt mit wachen Augen: Alle Völker der Welt kommen hier hin auf dem Berg Zion. Ein Gipfeltreffen. Ein Friedensfest. Sie hören auf Gott und sein Gebot: Liebe eure Feinde! Liebe deinen Nächsten Liebe den Fremden.
Sie schließen Frieden und verlernen das Krieg führen. Vergessen wie das geht und lehren es ihre jungen Leute nicht mehr. Das Kriegshandwerk stirbt, Soldaten gibt es nicht mehr. Sie werden nicht mehr gebraucht.
Die Völker schmieden ihre Waffen um. Aus Schwertern werden Pflüge. Statt Töten säen und ernten. Alle werden satt.
Alles Böse, das geschehen ist, wird beim Namen genannt, verurteilt und abgestellt.
Weltfrieden. der Gipfel der Geschichte. Mehr geht nicht.Muss auch nicht.
III Down by the riverside - der Traum lebt
Die schwarzen Amerikaner, als sie noch Sklaven waren, haben die Träume der biblischen Propheten weitergeträumt in ihren Gospel-Liedern.
I lay down my sword and shield down by the riverside, down by the riverside.
I ain´t gonna study war no more, I ain´t gonna study war no more,
I ain´t gonna study war no more.
Mein Schwert und Schild lege ich ab am Fluss und lerne nicht mehr Krieg zu führen.
Die Blumenkinder und Hippies der 60er und 70er Jahre haben weitergeträumt und die Friedensbewegten in den 80ern.
IV 1989 - Der Traum wird wahr
Die Älteren unter uns haben dann erlebt, wie der Traum wahr wurde. Es gab ein Gipfeltreffen des amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan und dem Chef der Sowjetunion, Michail Gorbatschow in Reykjavik. Sie haben beschlossen, keine weiteren Atomraketen zu bauen, sondern alte zu verschrotten.
1989 fiel die Mauer in Berlin, die Grenzen zwischen Ost und Westdeutschland wurde abgebaut. Keine Schüsse mehr auf Fliehende. Wir konnten zueinander kommen.
Mein Freunde waren gerade bei der Bundeswehr, ich im Zivildienst. Von einem Tag auf den anderen wurden wir nach Hause geschickt, lange vor dem geplanten Ende der Zeit. Die Bundeswehr sollte kleiner werden.
Kasernen wurden zugemacht, Panzer ausgemustert, keine Patronen nachgekauft. Es war mehr Geld da war für friedliche Dinge, die Friedensdividende.
Lange noch wurden alle jungen Männer mit 18 ins Kreiswehrersatzamt in Detmold bestellt, zur Musterung. Da wurde geprüft, ob sie gesund sind und Soldat werden können. Aber ist inzwischen geschlossen, die Wehrpflicht abgeschafft. Stolz und froh sang Reinhard Mey: Nein, meine Söhne geb´ ich nicht!
Der Traum des Jesaja war wahr geworden. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben und sie werden nicht mehr lernen Krieg zu führen.
V Ausgeträumt - erwachen im Albtraum
Heute sieht es anders aus. Der Traum ist ausgeträumt, wir sind aufgewacht. Und was wir sehen gleicht einem Alptraum. Der Krieg ist zurück in Europa und wir müssen ihn fürchten.
Wir lernen wieder den Krieg. In Zeitung und Fernsehen wird erklärt:
Was ist ein Patriot-Raketenwerfer? Was kann ein Iris-T-Flugabwehr-system leisten? Leopard II und Drohnen, Kriegstaktik und Frontverlauf darüber werden wir informiert. Und der Bundestag diskutiert: Waffen an die Ukraine liefern? An Israel, ja oder nein? Wer ist Feind, und wer ist Freund?
Wir müssen es wieder lernen. Es geht uns an.
Vielleicht bald noch direkter: Müssen meine Söhne bald zur Musterung? Werden sie eingezogen, einen Stahlhelm tragen und das Töten lernen? Sind sie bereit zu sterben für unser Land?
500 Milliarden und mehr Soldaten für die Bundeswehr. Das Geld und Menschen wären so nötig an Schulen und Kindergärten, in der Pflege und im Krankenhaus. Wir sind aufgewacht im Alptraum und er ist das echte Leben.
Manchmal bin ich davon wie erschlagen. Das kann doch nicht wahr sein. Wir waren schon so weit und dachten, es würde nur noch besser. Frieden und Demokratie würden sich einfach immer weiter ausbreiten auf der Welt. Und wir hätten nie mehr Angst vor Krieg. Der Traum ist ausgeträumt.
Die neue Wirklichkeit kann lähmen wie ein böser Traum, aus dem man nicht aufwacht.
Ich klinke mich oft einfach aus. Blättere über den Politikteil in der Zeitung schnell weg zum Lokalen, wo die kleine Probleme stehen.
Manche reden sich ein, es gäbe einfache schnelle Lösungen. Man müsste nur verhandeln, statt Waffen zu liefern, dann wäre bald alles gut. Oder ein starker Mann könnte alles in 24 Stunden beenden. Das ist auch ein nur ein Traum, naiv und gefährlich.
VI Jesaja Traum - noch mal und immer wieder
Und heute am Sonntag in der Kirche bekommen wir den alten Traum des Jesaja vorgelesen. Was bedeutet das? Was kann uns da sagen?
Seit 2700 Jahren, seit der Zeit des Jesaja ist dieser Traum unvergessen. Unzählige Kriege liegen dazwischen. Alle Grausamkeiten, die man sich vorstellen kann. Dazu die, die man sich nicht vorstellen kann. Die nur die kennen, die sie erlebt haben. Es sind viele.
Ganz verlässlich wird dieser Traum alle 6 Jahre hier in der Kirche vorgelesen. Warum? Weil Kirche nicht nur für Träumer ist. Hier gibt es Beamte (Pastoren sind Beamte) und Büros und Akten. Feste Regeln und Abläufe. Die Lesungen für den Sonntag sind festgelegt. Jesajas Traum vom Weltfrieden kommt alle 6 Jahre vor. Egal wie die Weltlage ist. Punkt.
Ist das naiv oder gleichgültig. So tun als ob nichts passiert wäre?
Ist das eine nostalgische Erinnerung an die wenigen goldenen Friedenszeiten. Es gab sie, aber es war immer nur eine zwischen zwei Kriegen. Der nächste kommt bestimmt. Glücklich, wer in einer Friedenszeit lebt, aber sie ist nie von Dauer. Dann geht es wieder in die andere Richtung.
Vielleicht hat es etwas zu bedeuten, dass es regelmäßig vorgelesen wird und gerade heute.
Vieleicht will Gott uns heute etwas sagen:
Hört nicht auf zu träumen. Der Traum ist wahr. Gebt ihn nicht auf!
Viele träumen ihn, auch in allen Völkern und Religionen.
Viele in Israel träumen ihn und wollen, dass der Krieg in Gaza aufhört. Dass die Geiseln frei kommen.
Viele in Gaza wollen keinen Terror. Sie wollen ihren Kindern essen geben und sie in ohne Angst groß ziehen.
Viele in Russland träumen vom Frieden. Sie dürfen es nur nicht laut sagen. Sie wollen ihre Söhne nicht in eine ungerechten Krieg schicken und im Sarg zurückbekommen.
Viele in den USA träumen von einem Land, in dem alle gut behandelt werden, egal welche Hautfarbe und welche Papiere sie haben. Sie träumen von einem Amerika, in dem das Recht herrscht und nicht das Geld.
Viele träumen vom Frieden. In allen Völkern auf allen Kontinenten bei unseren Freunden und unseren Feinden.
VII Wenn Gott träumt
Und Gott selbst träumt diesen Traum. So wünscht er sich seine Welt.
Und wenn Gott träumt, dann hat das Kraft. Kraft die die Welt verwandelt. Er träumte vom Licht und sprach: Es werde Licht! Da ward es hell auf der Erde.
Einst vor ewigen Zeiten träumte er von dir und von mir. Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war. Und da wurden wir geboren; : Hier sind wir. Ein Traum Gottes lebendig geworden, du und ich. Wenn Gott träumt, wird es wahr. Träumen wir mit ihm, und unser Traum wird uns stark machen.
Es ist mühsam, auf einen Berg zu steigen. Es ist mühsam an den Frieden zu glauben unbeirrt, Auf ihn hin zu arbeiten.
Für ihn eintreten, für ihn kämpfen. auf ihn warten. Aber der Traum gibt Kraft und Geduld. Der Traum vom Frieden ist Leuchtturm, die Stadt auf dem Berg. Der Traum ist das Ziel und der Wegweiser zugleich.
Hört nicht auf zu träumen, sagt Jesaja. Die Kirche mit ihrer Leseordnung sagt es uns. Gott selbst sagt es uns. Die Toten sagen es, die im Krieg gefallen sind. Die Gefangenen, die Geiseln. Gebt uns nicht auf. Glaubt an den Frieden. Träumt den Traum für uns mit uns. Dann wird er kommen.
Denn eines Tages wird der Berg, da des Herrn Haus steht, höher sein als alle anderen Berge. Und viele Völker werden hingehen zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Denn vom Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Kein Volk wird gegen das andere kämpfen und sie werden hinfort nicht mehr lernen Krieg zu führen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
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