Es geht bergauf! - Predigt am Ewigkeitssonntag

Es geht bergauf! - Predigt am Ewigkeitssonntag

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Es geht bergauf! - Predigt am Ewigkeitssonntag

Liebe Gemeinde, zu dem heutigen Gottesdienst sind besonders eingeladen diejenigen, die im vergangenen Kirchenjahr ein Familienmitglied, einen Freund durch den Tod verloren haben. Sie haben Ihre Lieben begleitet in Tagen ihres Alters, der Krankheit, der Schwäche. Für manche war es ein langer Weg, der allmählich zu Ende ging. Eine lange Zeit, in der sie an der Seite ihrer Lieben waren und dieser gemeinsame Weg hat sie noch einander noch einmal anders sehr nahe zusammen gebracht. Kraft hat es gekostet, aber auch Dankbarkeit hat sich eingestellt. Das sie es geschafft haben diese Aufgabe zu erfüllen. Es ist unbedingt nötig sie gut zu erfüllen, um des Menschen willen, dem man so viel verdankt und der sich selbst nicht mehr helfen kann. Um der Menschenwürde willen, dass keiner allein bleibt, wenn es ans letzte geht. Aber wieviel Kraft hat das gekostet, wieviel Bangen, ob es gelingt, ob man es durchhält und alles richtig macht. 

Für manche war es anders. Da wurde ein lieber naher Mensch ganz plötzlich aus dem Leben gerissen und es blieben nur wenige Wochen oder Tage, um Abschied zu nehmen. Manchmal war es nicht einmal mehr möglich miteinander zu sprechen. Die Hand drücken, ein Lebewohl sagen, ein Danke, - ja. Aber es kam schon keine Antwort mehr.

Auch viele andere haben das erlebt in früheren Jahren, einen Menschen begleiten, wenn seine Zeit gekommen ist. Meistens sagt man dann davon: Es ging bergab mit ihr oder ihm. Die Kräfte ließen mehr und mehr nach, es wurde weniger mit ihr, mit ihm. Bis zum Ende, dem Tiefpunkt.


Was wäre, wenn dieses Geschehen eine Kehrseite hätte. Wenn dies, was uns vor Augen steht und die Tränen in die Augen treibt, wenn das nur die Vorderseite wäre. Und es gäbe auch  eine andere Seite, von der wir nichts wissen, die wir nicht sehen, die nur der erlebt, der stirbt. Was wenn wir mit dem Bericht vom Tod des Mose einen Eindruck, eine Ahnung davon bekämen?

Für Mose war seine Zeit gekommen nach Gottes Ratschluss. Wie auch immer er es gemerkt hat, er stieg aus den Steppen Moab, aus der Ebene des Jordantals bei Jericho auf einen Berg den Nebo. Für ihn ging es bergauf. Auch mühsam - aber bergauf!

Der Weg vom Diesseits zum Jenseits führt bergauf! Und irgendwo auf diesem Weg, wenn die Abschiedsworte den Mensch schon nicht mehr erreichen, wenn er  ganz allein ist auf seinem letzten Weg, dann gesellt sich Gott dazu. Und geht mit.

Nicht mehr weit entfernt, nicht ganz anders unfassbar, unbegreiflich, sondern dann ist er ganz da, ganz klar, zum Anfassen nah, wie von Mensch zu Mensch.

Mose hatte das schon einige Mal erlebt, wenn er auf den Berg stieg, um die Gebote zu empfangen, Um Rat zu holen Wegweisung Torah: Dann redete Gott mit Mose wie ein Mensch mit seinem Freund redet. Wie Jesus mit den Emmausjüngern geht und spricht.

Wie ein Hirte mit den Schafen spricht. Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.

Auf dem letzten Weg gesellt Gott sich dazu und übernimmt die Führung. Hab keine Angst,  du bist auf einem guten Weg. So nimm denn meine Hände und führe mich, bis an mein selig Ende und ewiglich.

 Musik                 (So nimm denn meine Hände)  

Da gehen die beiden miteinander, ins Gespräch vertieft. Bis sie oben stehen. Und Gott zeigt Mose das ganze Land Israel, vom Jordan bis ans Mittelmeer, von Galiläa im Norden bis zur Wüste im Süden. Es war die Lebensaufgabe des Mose, das Volk in dies Land zu führen. Und so weit ist er gekommen, das Ziel vor Augen zum Greifen nah.

Mose darf auch zurückblicken. So viele Jahre Wanderung durch die Wüste, Kampf gegen Hunger, Durst und Kälte, gegen Feinde, gegen Murren und Verzagtheit seiner Leute, So viel anführen und sich kümmern und Sorgen haben. 

 So viel haben sie geschafft unsere lieben Verstorbenen. So viele Jahre Leben, Arbeiten, sich kümmern - um uns -, sorgen, so viel erleben, so viele Mühen und Krisen, so viele gute Zeiten und schöne Erlebnisse, Lachen, Lieben, sich freuen. Lebensernte. 

  Aber hier ist die Grenze erreicht. Mose sieht das gelobte Land, aber er wird nicht mehr hineinkommen. Für manche Aufgaben reicht ein Menschenleben nicht. Die Lebenszeit zu kurz, die Kraft eines Menschen zu wenig. Mose hat auch viele Fehler gemacht, oft versagt. Auch deshalb wird  er wird die große Aufgabe nicht vollenden.

Bitter, wehmütig kann das stimmen. Aber wie tröstlich ist das auch. Der große Mose - war nicht vollkommen. Im Gegenteil. Jung und jähzornig hat er einen Ägypter erschlagen. Hat sich nicht getraut zum Pharao. Wollte alles allein machen bis zum Burnout. Mose war nicht fehlerfrei. Und doch konnte Gott ihn gebrauchen.

Sein Lebenswerk blieb unvollendet, andere mussten es fortführen. Na und? Es ist genug, Er hat das Land gesehen, nun kann er in Frieden gehen. Er weiß die Zukunft in guten Händen, in Gottes Händen, und bei seinem Nachfolger dem jungen Josua.

Und Gott kümmert sich persönlich um Mose, sagt ihm danke, schenkt ihm den Ausblick auf das was nach ihm kommen wird.

Man kann sich versöhnen mit sich selbst und seinem unvollkommen Lebenswerk, dort auf dem Weg vom Diesseits ins Jenseits. Darum kümmert sich Gott persönlich. Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren.

 Das vollkommen unvollkommene Leben des Mose ist abgeschlossen. Er geht nicht mehr über den Jordan in das gelobte Land. Es gibt nur noch eins zu tun - ihn begraben. Auch darum kümmert sich Gott persönlich, legt Hand an. Niemand sonst ist dabei. Niemand kennt den Ort.

 An dieser Stelle möchte ich anders weiter träumen. Träumen, dass es weitergeht, dass Gott uns an der Hand nimmt und hinüberführt ins gelobte Land der Ewigkeit. Träumen vom Jesus meinem Herr, der mich schon erwartet im Morgenglanz der Ewigkeit auf der anderen Seite, am Ufer.

Wie hat er gesagt beim Abschied: Ich gehe hin euch die Stätte zu bereiten. Und ich will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf dass auch ihr seid, wo ich bin.

Das Begraben bleibt für uns und das Trauern. Das Grab bepflanzen, das die Akten ordnen, den Haushalt auflösen, Erbe regeln, die Erinnerung bewahren. Am Totensonntag das Grab besuchen ein Licht anzünden.  Dabei träume ich und bin unterwegs auf dem Weg vom Jetzt und Hier in die Zukunft, die Gott für dich und mich hat: Dass er an unserer Seite ist. Sich persönlich um mich kümmert. Um alle Trauernden, damit sie sich versöhnen mit dem was war und was ist und was kommt. Wieder bei Trost sein und mit Gott an der Seite weitergehen über den Fluss. Getrost und unverzagt. Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns führt, die Zukunft ist sein Land. Die Tore stehen offen, das Land ist hell und weit. Amen.

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