07/12/2024 0 Kommentare
Wann geht der Himmel wieder auf? - Predigt zum 2. Advent
Wann geht der Himmel wieder auf? - Predigt zum 2. Advent
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Wann geht der Himmel wieder auf? - Predigt zum 2. Advent
Liebe Gemeinde,
wann geht der Himmel auch für mich wieder auf? wann geht der Himmel wieder auf? Haben sie da schon mal gehört? Ein Lied der Musikgruppe "De Höhner" - Die Hühner. Karnevalsschlager singe si emeist, zu dne man abtanzen kann. Aber dies ist ein ernstes Lied.
Es versetzt uns nach Köln an einem trüben nassen Tag im Advent. Der Himmel über dem Dom an der ist grau und verschlossen, wie es im Dezember meistens ist.
Der Sänger geht am Dom entlang auf den Bahnhof zu. Ein Mann kommt ihm entgegen, gerade angekommen mit dem Zug. Er schleppt sich dahin, hat einen Pappkarton und einen Sack dabei, darin sind alle seine Sachen. Er hat keinen Menschen, zu dem er gehört, keinen Ort, wo er hingehört. Er weiß nicht, wo er diese Nacht schlafen wird.
Der Mann schaut auf, ihre Blicke begegnen sich und der Sänger erschrickt über diesen Blick: Müde, leer. Aber auch fragend: Wann geht der Himmel auch für mich wieder auf? Wann geht der Himmel wieder auf?
Die Stimmung können vermutlich viele mitfühlen in diesem Advent 2024.
Die Mensche ohne Wohnung, die auch durch Lippe ziehen bei Freundne auf dem Sofa schlafen. Mancher hat eine Winterdepression oder schlimmeres. Dieser elende Krieg in der Ukraine, der nicht endet, diese diffuse Bedrohung die über uns hängt. Ständige Überforderung in Familie oder Beruf und kein Ende in Sicht.
Wann geht der Himmel wieder auf? Wann geht der Himmel auch für mich wieder auf?
Ein Mensch in der Bibel hat auch einmal so zum Himmel hochgeschaut. Müde aber doch fragend.
Er hat die Frage Gott selbst gestellt, der sich in diesem grauen verschlossenen Himmel zurückgezogen hat. Jesaja nimmt Gott ins Gebet und spricht ihn an:
Was machst du da oben in deiner heiligen herrlichen Wohnung? Schau doch zu uns herunter.
Propheten ermahnen meist Menschen im Namen Gottes. Lenken ihren Blick, ihre Schritte in die richtige Richtung. Siehe! Kehrt um! Ändert euer Leben!
Jesaja dreht jetzt den Spieß um. Er ermahnt Gott. Schau herab von deinem Himmel, sieh das Elend an! Ich brauche Hoffnung! Ich brauche eine Antwort von dir! Wann geht der Himmel für mich wieder auf?
Jesaja erinnert Gott an seine Pflicht. Er nimmt ihn uns Gebet. Kehr um Gott! Das kannst du nicht so weiter laufen lassen, dass ich mich so mühsam dahin schleppe. Du bist doch unser Vater! Unser Erlöser, das ist dein Name seit ewigen Zeiten! Tu deine Pflicht, mach deinem Namen Ehre!
Jesaja wird radikal: Ach, dass du den Himmel zerrissest und führest herab. Das wünscht er ich, das fordert er.
Wie damals am Berg Sinai, als Israel sich mühsam dahinschleppte in der Wüste, das gelobte Land noch 40 Jahre weit. Da zeigte sich Gott auf dem Berg in Feuer und Rauch und Donnergrollen. Ja, wenn doch der Himmel dünnhäutig würde und aufrisse. Wenn Gott wieder dünnhäutig würde und mitfühlend, wenn es doch sein Herz zerrisse, das Elend der Menschen im Advent. Wenn er doch in Liebe und Eifer entflammte, zu helfen...
Jesaja ist kein stummer Dulder. Er rüttelt an der Himmelstür. Er packt Gott am Ärmel und rüttelt ihn wach!
Wann geht der Himmel wieder auf? Ich will da rein! Ich will den Himmel schon auf Erden. Ein Leben vor dem Tod, nicht erst danach. Erlösung jetzt. Von dir, meinem Gott. Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, zeig es mir!
Liebe Gemeinde, das ist Advent. Wenn der Himmel grau und verschlossen ist und uns die Dunkelheit überwältigt.
Wenn wir uns dahinschleppen. Genau dann - genau dem trotzen! Trotzdem zum Himmel hochschauen und fragen: Wie lange noch? Trotzig bei Gott anklopfen, an ihm rütteln. Ihn festhalten, die Hoffnung festhalten. Ihm etwas abringen. Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. Es gibt ein Leben vor dem Tod, das weiß ich.
Den Himmel aufrütteln, das ist Advent.
Als Jesus geboren wurde, da hat der Himmel einen Riss bekommen. Gott hat seine heilige herrliche Wohnung verlassen und ist in die Welt gekommen. Dahin geschleppt hat er sich mit dem Kreuz auf der Schulter bis nach Golgatha. Als er starb, zerriss der Vorhang im Tempel von oben bis unten. Gott hat sein Kleid zerrissen aus Trauer um seinen Sohn.
Gott macht sich nackt. Angreifbar, verletzlich, dünnhäutig. Wir haben einen Vater im Himmel, der weint.
Vielleicht erlöst er uns so: Dass wir dünnhäutig werden wie er, mitfühlend, weinen um uns selbst, umeinander. Vielleicht erlöst er uns so: Dass wir dann trotzig werden, einander aufrütteln.
An dem rütteln, woran eigentlich nicht zu rütteln ist.
Indem er uns ansteckt, dass wir entbrennen in Liebe und Eifer.
Dann geht der Himmel auf für uns wieder auf.
Denn "Unser Erlöser", das ist von alters her sein Name.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
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